Es war einmal ... vor 5000 Jahren!
Der Ursprung des rheinischen Karnevals.
Es gibt viele verschieden Arten den Karneval zu feiern.. Ob auf der Straße oder im Verein, bei einer Sitzung oder in der Kneipe, in Wolken, Düsseldorf, Köln oder Mainz, jeder kann 'noh seyner Facon' feiern. Dabei ist gar nicht jeder Feiernatur bewußt , daß der Karneval, wie wir ihn heute kennen und lieben, in einer langen 5000 jährigen Tradition steht.
Es ist die Idee der Gleichheit aller Menschen, die den Karneval im Innersten zusammenhält. Schon seit 5000 Jahren feiern die Menschen Feste, die alltägliche Hierarchien umkehren und den Untertan auf eine Stufe stellen mit seinem Herren.
Das erste bekannte Fest dieser Art gab es im 3. Jahrtausend v. Chr. im Zweistromland. Unter dem Priesterkönig Gudea wurde, sieben Tage lang, die Hochzeit eines Gottes gefeiert.
Eine Inschrift aus dieser Zeit sagt einiges über das Prinzip der Gleichheit: 'Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herren Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.'
Antike - Der Karneval kommt ins Rheinland
Die römische Kolonie Colonia Claudia Ara Agripinensium (heutiges Köln) , Hauptstadt der Provinz Niedergermanien, war das Zentrum für alle römischen Feierlichkeiten im Rheinland. Als eines der bedeutensten Feste dieser Zeit galten die sogenannten Saturnalien.
Dieses Freudenfest wurde zur Erinnerung an den Gott Saturn ausgerichtet, dessen Herrschaft als eine sehr glückliche Zeit, ohne Sklaven und Ungleichheit, verstanden wurde. Während die Arbeit ruhte wurde ausgelassen getanzt, gesungen und getrunken. Ähnlich wie schon zu Gudeas Zeiten bewirteten die Herren ihre Sklaven, Männer und Frauen tauschten ihre Kleider und jeder durfte sich ohne Einschränkungen zu Wort melden.
Unter griechischem Einfluss wandelte sich das Fest der Saturnalien zunehmend zu einem karnevalesken Treiben. Die ursprüngliche Verbindung zum Gott Saturn wurde schwächer, auch weil die Griechen mit einem ähnlichen Fest den Gott Dyonisos verehrten und die Ägypter der Göttin Isis huldigten. Die großen Dionysien waren eine sehr eigene Mischung aus religiöser Inbrunst und ausschweifender Sinneslust. Während dieser Feiern wurden karnevalistische Umzüge veranstaltet, die von als Nymphen, Mänaden und Satyren verkleideten Menschen begleitet wurden.
Der Carrus Navalis (abl. Karneval)
So kam es zu einer Art Karnevalsumzug. Durch die Straßen Kölns wurde ein Schiffskarren gezogen, der carrus navalis. Viele Theorien gehen davon aus, dass von diesem das Wort Karneval abstammt. Auf dem Karren standen Figuren der Göttinnen Isis und Nethus. Verkleidete Menschen begleiteten den bunt bemalten Wagen, musizierten laut und wild. Der Lärm sollte die Lebensgeister wecken und den Tod abschrecken.
Im Namen Gottes - Die Fastnacht entsteht
Als unter Kaiser Konstantin im Jahr 343 das Christentum zur Staatsreligion erklärt wurde, standen die Römer vor einer ganz neuen Herausforderung. Die alten Bräuche und Sitten, die mit der Anbetung heidnischer Götter zusammenhingen, waren der Kirche ein Dorn im Auge. Verbote diese Feste zu feiern waren erfolglos. Vieles wurde deshalb in den christilichen Kontext übernommen und integriert. Dazu gehörte neben der Sonnenwende im Winter (heute Weihnachten) auch der keltisch-germanische Brauch zur Vertreibung böser Winterdämonen im Frühjahr. Zu dem Zweck der Vertreibung verkleidete man sich mit Masken der Fruchtbarkeitsgottheiten Bock, Hirsch und Bär.
Dieser Brauch wurde in die christiliche Liturgie eingegliedert und zeitlich genau vor den Beginn der Fastenzeit gestellt. Damit blieben die heidnischen Masken und Verkleidungen zwar erhalten, der Sinn und die symbolische Bedeutung aber wurde den christlichen Bedürfnissen angepasst. Die Fastnacht war entstanden.
Die Franzosen in Köln
1794 übernahmen die Franzosen die Herrschaft in Köln. Sie verboten den Karneval, was allerdings nur teilweise gelang. Anstatt zu versiegen verlagerte er sich vielmehr von der Straße in die Kneipen, was zu noch strengeren Verbotsversuchen führte. Ob die Einsicht in die Ungefährlichkeit der Feiern, oder der original kölsche Charm ausschlaggebend waren, ist nicht genau bekannt, jedenfalls wurde das Verbot 1801 wieder aufgehoben.
Das half der Vitalität des Karneval allerdings nur wenig. Denn in der Zwischenzeit sind die Zünfte abgeschafft worden, die ja die tragende Säule des organisierten Karnevals waren.
Das Festordnende Komitee
Anfang des 18. Jhr. gab es in Köln die 'Olympische Gesellschaft'. Bestehend aus vornehmlich akademisch Gebildeten, war sie ein elitärer Herrenclub, dem wichtige Persönlichkeiten der Stadt angehörten, u.a. Franz Ferdinand Wallraff, J.M. Dumont und Mathias Joseph de Noel.
Aus dieser Gesellschaft sollte 1823 das „Festordnende Komitee“ hervorgehen, das eine Neuorganisation des Karneval in Angriff nahm. Der Leistspruch des Komitees 'Durch Einigkeit die Kleinigkeit Zum Großen sich erweitert; Durch Zank und Streit zu jeder Zeit Das Große ist gescheitert.' wurde auch zur Maxime einer neuen kölschen Fastnacht.
Prinz Karneval
Als 1823 der Karneval neu organisiert wurde, gab man dem Fest den Helden Karneval als Mittelpunkt, der durch seine Person den Karneval verkörpern und der alljährlich am Rosenmontag seinen Siegeszug durch Köln antreten sollte. Der Held war der personifizierte Karneval. Er sollte „die Erbärmlichkeit des gewöhnlichen Treibens auf Grund seines edlen Charakters“ wieder in die gewünschten Bahnen leiten und alle Missstände besiegen. Damals stand immer die Figur des Helden im Mittelpunkt und nie die Person, die den Helden verkörperte - ein Grund warum aus diesen Jahren kaum Namen überliefert sind. In den ersten Jahren der Neuordnung war die wichtigste Person neben dem Helden Karneval die Prinzessin Venetia, seine ewige Braut. Wir finden die Venetia noch etwa bis zur Jahrhundertwende im Rosenmontagszug, wenn auch zum Schluss sehr unregelmäßig. Die Venetia, die von einem Mann dargestellt wurde, verkörperte den Karneval des Südens. Das Gewand des Helden war dem des Kaisers nachgebildet, denn die Kölner liebten ihren Kaiser, dem sie als freie Reichsstadt untertänig waren und den sie stets begeistert gefeiert hatten, wenn er Köln besuchte. Der Held trug eine goldene Krone mit einem Pfauenschweif, dem Symbol der Unsterblichkeit. Die Karnevalsmütze gab es zu der Zeit noch nicht. In der rechten Hand trug er ein Zepter, in der linken eine „Waffe“, die heutige Pritsche, die auf die Fruchtbarkeitsrute der Germanen zurückgeht. Über einem weißen Gewand mit goldener Kette trug er einen Purpurmantel mit Hermelinkragen. Aus dem Gewand des Helden wurde im Laufe der Jahre das Kostüm des Prinzen. Das heutige Prinzenkostüm ist der burgundischen Mode in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachgearbeitet. Auch damals fand schon eine feierliche Inthronisierung des Helden statt. Er bestieg am Fastnachtsmontag seinen Thron auf dem Neumarkt, wo ihm der Ehrenwein kredenzt wurde. Dann startete der Maskenzug. Der Held fuhr in einem mit Blattgold verzierten Delphin. Dieser kostbare Wagen fuhr mehrere Jahre im Zug mit. Nach dem Krieg 1870/71 wurde aus dem Helden Karneval der „Prinz Karneval“. Eine Prinzenproklamation gibt es erst seit 1936.
(Quellen: www.hoppsala.de, karneval.de)